Lenikus
Was war Ihre Motivation, sich auf ein Hotel-Immobilienkonzept einzulassen.
Man sagt üblicherweise, unter 120 Zimmer rentiert sich ein Hotel in Innenstadtlage nicht. Ihre Hotels sind auf wesentlich weniger Zimmer ausgelegt. Wie ist Ihr Konzept?
Unser Konzept hat sich eher aus der Immobilie selbst ergeben, wir heben im Zentrum von Wien mehrere Immobilien und haben uns überlegt, welche Nutzungen hier überhaupt möglich sind.
Die Bandbreite ist ja relativ groß, abgesehen davon, dass sich ein Shoppingcenter auf 153 m2 nicht ausgeht. Es ging dann einerseits darum eine städtebauliche Lösung zu finden - so oft hat man nicht die Möglichkeit in Zentrumslage einen Neubau zu errichten. Das bedeutet ja auch eine Verantwortung der Stadt und dem Umraum gegenüber. Andererseits soll die Verwertung natürlich auch wirtschaftlich und langfristig interessant sein. Wir sind nicht und werden auch nicht am ‚schnellen Geld‘ interessiert. Für uns ist das langfristige Halten von Immobilien ein wesentlicher Aspekt der Unternehmensstrategie und -philosphie. Deshalb haben wir uns auf das Abenteuer ‚Hotel‘ eingelassen - das funktioniert auf jeden Fall nur mittel- und langfristig, keinesfalls kurzfristig.
Wieviele Zimmer hat das Topazz?
Dieses Hotel hat 32 Zimmer und eine Suite. Das wäre an sich in keiner Form lebensfähig, schon gar nicht in der Form, in der wir es betreiben: Die Zimmer, die Ausstattung und der Staff, die Dienstleistung die wir erbringen - das ist eigentlich ein 5 Sterne Hotel. Die ganze Organisation, das Management bedeutet nun einen ‚Wasserkopf‘ den ich mitschleppen muss - das rentiert sich nicht bei 32 Zimmern. Ein glücklicher Zufall hat es nun ermöglicht, dass wir genau schräg gegenüber eine weitere Immobilie in ein Hotel umwandeln konnten: Das Lameé mit einem Eröffnungstermin im August/September 2012. Das Haus wurde in den 30er Jahren nach den Plänen der Otto-Wagner-Schüler Hermann Aichinger und Heinrich Schmid (errichtet, wir haben es nach Originalplänen zurückgebaut und die diversen Geschäftseinbauten in der Sockelzone bereinigt. Das war auch der Wunsch der MA 19, das Gebäude möglichst behutsam wieder auf den Urzustand zurückzuführen. Wir haben also die Grundidee des Originalentwurfes wieder aufgenommen, am Dach haben wir zwei Geschosse aufgebaut - eine ganz spannende Glaskonstruktion die trotzdem ökologisch vorbildlich ist. Der Aufbau wurde von BWM Architekten realisiert, im Interiorbereich arbeiteten wir mit BHEF Architekten. Das Topazz hat im Inneren Michael Manzenreiter gemacht, die Außenhaut stammt wieder von BWM Architekten.
Das Lamé hat 22 Zimmer und 10 Suiten. Außerdem eine Restauration über zwei Geschoße, Erdgeschoss und erster Stock.
Somit haben wir jetzt zwei Häuser die in Summe 65 Einheiten haben. Das ist eine Größenordnung die immer noch schwierig zu handhaben ist. Jedoch im High-End Bereich glauben wir, dass es möglich sein wird , die beiden Häuser wirtschaftlich zu führen. Beide Häuser werden von einem Team geführt.
Welche Rolle spielt nun der Begriff ‚Boarding House‘ in Ihrem Konzept?
Das ‚Boarding House‘ war einer der Entwicklungsschritte zu dem, was wir jetzt haben. ‚Boarding House‘ ist eine Mischung aus Hotel und Appartement-Wohnen. Es bietet teilweise die Annehmlichkeiten eines Hotels aber eher für einen ‚Long Stay‘. Wir sind in unseren Überlegungen vom Bürohaus, Mietwohnungen, Appartements, Boarding House zum Hotelkonzept gekommen. Auf Grund des hohen Qualitätsniveaus auf dem wir arbeiten, haben alle diese Zwischenschritte nicht zu uns gepasst. Das was wir können ist ‚high end‘, und so haben wir es jetzt auch umgesetzt.
Wie ist jetzt die weiter Entwicklung geplant, sollen noch mehrere Standpunkte dazukommen?
Wir haben uns den internationalen Hotelmarkt angeschaut, den Wiener Hotelmarkt studiert um herauszufinden, was unserer Meinung nach in Wien fehlt. Wir haben uns auch entsprechende Berater geholt. Es hat sich herausgestellt, dass Wien noch relativ wenig mit architekturlastigen, designlastigen Hotels bestückt ist. International gibt es schon sehr viele Beispiele, die auch sehr extrem sein können.
Wir haben unser Konzept auf Qualität und Luxus und Glamour aufgebaut. Allerdings mit einer sehr starken ökologischen Ausrichtung, sowohl was den Bau wie auch den Betrieb betrifft. Ein weiterer Inhalt ist das, was man als menschliche Wärme bezeichnen könnte. Also dieser Wohlfühlfaktor und eine ‚Wiener Note‘: Wenn ich aufwache, soll ich merken, dass ich nicht irgendwo sondern in Wien bin.
Wie machen Sie das?
Michael Manzenreiter hat das sehr stark vorgezeichnet. Er arbeitet natürlich auch mit Zitaten - Loos, Hofmann etc., die einfach in unserer Zeit tradiert sind und einen Wienbezug herstellen. Das äußere Fassadenbild steht dadurch auch in einem krassen Widerspruch zum Inneren. Das haben wir in Kauf genommen. Wir wollten Landmark, wir waren sehr froh über den Entwurf von BWM Architekten. Es war nicht immer einfach, das bei den Behörden umzusetzen.
Wie offen ist Wien solchen neuen Konzepten gegenüber?
Es ist manchmal leicht, manchmal schwer, es kommt immer darauf an wer es macht. Da meine ich jetzt, wer von den Architekten es macht., wer da involviert ist. Das politische Kontakte nicht schaden ist ein Faktum, bzw. wenn diese Architekten entsprechende politische Kontakte haben.
Wollen Sie damit sagen, dass es in Wien Architekten gibt, die bauen dürfen egal was sie entwerfen?
Das glaube ich schon. Manche stehen außerhalb der Messlatte der MA 19. Bei anderen wird von der MA 19 sehr stark in die Entwürfe eingegriffen.
Wir haben mit unserem Projekt bei der MA 19 eine gewisse Schockstarre verspürt, die hat aber nicht lange gehalten und dann haben wir in Zusammenarbeit mit der MA 19 das Projekt sehr schön durchgezogen. Auch bei der politischen Umsetzung im sogenannten Weltkulturerbe der Wiener Innenstadt, da ist die MA 19 sehr schön mit uns mitgegangen.
Was hat Sie zu diesem Konzept, zu dieser Idee geführt?
Da ist einmal das Interesse am Reisen, auch das meiner Mitarbeiter. Meine Frau hat mich auch geprägt, sie ist sehr viel gereist sie reist immer noch sehr gerne. Sie hat sich auch sehr für Architektur und Hotels interessiert. Mir war es auch wichtig, einmal etwas anderes zu machen. Wohnbau und Bürobau haben wir schon ausreichend gemacht.
Was macht Lenikus?
Lenikus macht in erster Linie frei finanzierte Wohnbau, Revitalisierungen, Neubauprojekte, aber auch Geschäfts- und Bürohäuser.
Dann gibt es noch die Sparte der Kunstförderung und eine soziale Seite.
Ja, aber davon können wir nicht leben. Im Gegenteil, wir arbeiten um auch das ermöglichen zu können. Das ist aus dem Bereich der Revitalisierung entstanden. Da braucht es Leerflächen, wenn die Häuser nicht leer sind kann man nichts revitalisieren. Bis dann alle Genehmigungen etc. da sind - das kann Jahre dauern - steht die Fläche leer. Da ist es fast logisch diese Flächen temporär einer sinnvollen Nutzung zuzuführen, das waren am Anfang soziale Zwecke, Obdachlose und ähnliche Situationen, und irgendwann hat sich das mit der Kunst ergeben.
Diesen Gedanken könnten eigentlich auch andere haben. Er ist so naheliegend. Ich kann zwar nicht jedem auf dieser Welt helfen, aber wenn man will findet jeder eine Nische in die er sich einbringen kann.